Was ist eine Erziehungs­fachstelle – und warum ist sie so wichtig?

Was ist eine Erziehungs­fachstelle – und warum ist sie so wichtig?

Eine Erziehungsfachstelle ist eine familienersetzende Wohnform gemäß §§ 27 i.V.m. 34 SGB VIII.

Sie bringt zwei Dinge zusammen:

  • pädagogisches Fachwissen und
  • ein familiäres, stabiles Lebensumfeld

Ziel einer Erziehungsfachstelle ist es, dass ein Kind, das nicht in seiner Herkunftsfamilie leben kann, in einer neuen Familie sicher, kindgerecht und stabil aufwächst – ganz so, wie es seinem Alter und Entwicklungsstand entspricht.

Warum Erziehungs­fach­stelle? Warum jetzt?

Viele Kinder in Deutschland warten auf einen Ort, an dem sie ankommen können.

Es braucht pädagogische Fachkräfte wie dich – mit Herz, Haltung und dem Wunsch, einen echten Unterschied zu machen. Wir als Träger tun alles dafür, dass du diesen Weg nicht allein gehen musst.

Wie funktioniert eine Erziehungs­fach­stelle?

Als pädagogische Fachkraft nimmst du ein bis zwei Kinder in deinen eigenen Haushalt auf – allein oder mit deiner Familie. Du wirst zur Hauptbezugsperson für das Kind: präsent, aufmerksam, liebevoll und gleichzeitig pädagogisch reflektiert und professionell begleitet.

Die Betreuung findet in deinem privaten Wohnraum statt: Ob Haus, Wohnung oder Bauernhof – entscheidend ist, dass du Raum für Beziehung, Entwicklung und Verlässlichkeit schaffst.

Für wen ist die Erziehungs­fach­stelle geeignet?

Erziehungsfachstellen eignen sich besonders für:

  • Kleinkinder, die aufgrund ihrer bisherigen Lebenssituation intensiver und erhöhter pädagogischer Betreuung bedürfen
  • Kinder mit traumatischen Erfahrungen oder Entwicklungsverzögerungen
  • Jugendliche, die von konstanten Beziehungen profitieren

Das familiäre Setting ermöglicht intensive Bindungserfahrungen, die in klassischen Wohngruppen oft nicht herzustellen sind.

Wer kann eine Erziehungs­fach­stelle führen?

Voraussetzung ist eine pädagogische Ausbildung oder Studium.

Du bringst darüber hinaus Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit sowie den Wunsch, pädagogisch wirksam und selbstverantwortlich zu arbeiten.

Was du von uns bekommst

Als Träger unterstützen wir dich auf deinem gesamten Weg: von der ersten Kontaktaufnahme über die Aufnahme eines Kindes bis zur alltäglichen Begleitung.

Du erhältst u.a.:

  • Faire, transparente Vergütung und wirtschaftliche Sicherheit
  • Persönliche Ansprechpartner/ -innen und enge fachliche Begleitung
  • Fort- und Weiterbildung sowie regelmäßigen Austausch
  • Hilfe bei Hilfeplanverfahren, Elternkontakten und Behörden
  • Vertretungskonzepte für Urlaub und Krankheit

„Du gestaltest den Alltag. Wir sichern den Rahmen.“

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Alltag in einer Erziehungs­fach­stelle

Der Alltag einer Erziehungsfachstelle soll so normal wie möglich sein: Kita, Schule, Hort, Spielen, Lernen, Freizeit, Ausflüge, Urlaub mit der Familie – all das gehört selbstverständlich dazu. Ergänzt wird dieser Alltag bei Bedarf durch therapeutische oder medizinische Angebote wie z. B. Ergotherapie, Logopädie oder psychologische Begleitung.

Beruf und Familie in einem

Erziehungsfachstellen sind mehr als ein Arbeitsplatz. Sie verbinden professionelles pädagogisches Handeln mit dem Familienleben im eigenen Zuhause. Die innewohnende Fachkraft ist zentrale Bezugsperson, doch auch Partner/ -in, eigene Kinder, Verwandte oder Freunde werden Teil des erweiterten Netzwerks. Nach einer Phase der Eingewöhnung entsteht ein ganz normaler Familienalltag – mit dem Unterschied, dass dieser Alltag gleichzeitig Beruf und Berufung ist.

Selbstbestimmt handeln – verlässlich begleitet

Erziehungsfachstellen gestalten ihren Alltag eigenverantwortlich. Natürlich gibt es Termine wie Teamsitzungen, Fallbesprechungen oder Therapien, aber die pädagogischen Entscheidungen im Alltag triffst du selbst. Dabei bist du jedoch nicht allein. Als Erziehungsfachstelle bei uns, bist du Teil eines Teams, das unter dem Dach der IBL zusammengeführt wird. 

Wer übernimmt welche Aufgabe?

Das Jugendamt

  • ist Auftraggeber der Hilfe und fallführende Instanz
  • erarbeitet zusammen mit dem Träger und der Erziehungsfachstelle den jeweiligen Hilfeplan
  • ist der Kostenträger sämtlicher Maßnahmen

Die Herkunftsfamilie

  • ist bei Besuchskontakten (bei Bedarf mit Unterstützung der Koordinatoren) aktiv an der Entwicklung der Kinder beteiligt
  • ist, wenn möglich, in die Biografiearbeit einbezogen

Die IBL als Träger

  • ist für Beratung und Fachaufsicht zuständig
  • übernimmt alle organisations- und verwaltungsrelevanten Aufgaben
  • koordiniert in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt die Aufnahmeprozesse

Therapeuten & medizinische Fachkräfte

  • unterstützen die Fachstelle durch gezielte Fördermaßnahmen (z. B. Logopädie, Ergo-, Lern- oder Psychotherapie)
  • arbeiten eng mit dir als Erziehungsfachkraft zusammen – auch mit Unterstützung durch unsere Koordinatoren

Kita und Schule

  • begleiten das Kind im Bildungsalltag
  • kooperieren eng mit der Erziehungsfachstelle – auch mit Unterstützung durch unsere Koordinatoren

Welche Kinder können in einer Erziehungs­fach­stelle aufgenommen werden?

Erziehungsfachstellen bieten Kindern ein familiäres und stabiles Zuhause, wenn sie aus belastenden Lebenssituationen kommen und nicht in ihrer Herkunftsfamilie leben können.

Zielgruppe

In der Regel nehmen unsere Erziehungsfachstellen Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren auf. Die Betreuung ist auf eine langfristige Perspektive ausgerichtet, mindestens bis zur Volljährigkeit und zum Teil darüber hinaus.

Besonders geeignet ist diese Hilfeform für Kinder, die:

  • frühkindliche Bindungsabbrüche oder Traumatisierungen erlebt haben
  • intensive Nähe, Stabilität und einen verlässlichen Alltag brauchen
  • in ihrer Entwicklung verzögert sind
  • von einer konstanten, vertrauten Bezugsperson profitieren
  • in anderen Hilfeformen (z. B. Wohngruppen) überfordert oder übersehen wären

In der familiären Lebensgemeinschaft können sie Beziehungserfahrungen nachholen, zur Ruhe kommen und emotional wachsen.

Wer entscheidet über die Aufnahme?

Jede Erziehungsfachstelle entscheidet gemeinsam mit uns als Träger und dem gesamten Team individuell über jede Anfrage.

Es gilt:
Keine Erziehungsfachstelle muss ein Kind aufnehmen. Die Passung zwischen Kind und Fachkraft ist entscheidend.

Für wen ist die Maßnahme nicht geeignet?

In bestimmten Fällen ist eine Erziehungsfachstelle nicht die passende Hilfeform, insbesondere bei:

  • älteren Kindern, die sich aufgrund extrem belastender Familienerfahrungen nicht mehr auf die enge Lebensgemeinschaft einer Familie einlassen können
  • Kindern mit aktiver Suchterscheinung
  • Schwerer geistiger oder körperlicher Behinderung, die spezialisierte Pflege oder Ausstattung erfordert
  • Schweren medizinischen Erkrankungen
  • Fällen mit klarer Perspektive auf Rückführung in die Herkunftsfamilie

Unser Anspruch

Wir möchten, dass jedes Kind genau dort ankommt, wo es die bestmögliche Entwicklung erleben kann. Mit Menschen, die bereit sind, Nähe, Verantwortung und pädagogisches Handeln zu verbinden.

Unsere Erziehungsfachstellen bieten dafür einen besonderen Rahmen, aber sie sind nicht für jedes Kind die richtige Lösung. Deshalb schauen wir genau hin, gemeinsam mit dir.

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Voraus­setzungen für eine Erziehungs­­fach­­stelle

Nicht jeder Mensch, aber viele pädagogische Fachkräfte, bringen die passenden Voraussetzungen mit, um Kindern einen sicheren, entwicklungsfördernden Lebensort zu geben.

Hier erfährst du, welche Voraussetzungen du erfüllen solltest, um mit uns als Träger eine Erziehungsfachstelle aufzubauen.

Persönliche Voraussetzungen

Als Erziehungsfachstelle begleitest du ein Kind über Jahre hinweg: im Alltag, in Krisen und beim Wachsen. Diese Aufgabe verlangt nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch ein gutes Gespür für Menschen, ein stabiles Umfeld und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Gut geeignet bist du, wenn du…

  • mindestens 25 Jahre alt bist
  • in stabilen Lebensverhältnissen lebst (egal ob allein, als Paar oder mit Familie)
  • Freude daran hast, ein oder mehrere Kinder langfristig und intensiv zu begleiten
  • über eine ressourcenorientierte, wertschätzende Grundhaltung verfügst
  • verantwortungsbewusst und strukturiert bist
  • Einfühlungsvermögen und Durchsetzungsfähigkeit mitbringst
  • Geduld, Toleranz, Empathie und Belastbarkeit in deinen Alltag einbringen kannst
  • gut vernetzt bist und ein unterstützendes soziales Umfeld hast

Fachliche Voraussetzungen

Die Erziehungsfachstelle ist eine professionelle Hilfeform der stationären Jugendhilfe. Daher erwarten wir:

  • eine abgeschlossene pädagogische Berufsausbildung bzw. Studium oder du stehst kurz vor dem Abschluss
  • Erfahrung in der Arbeit mit Kindern (auch die Erziehung eigener Kinder kann einfließen)
  • ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis ohne Eintrag

Räumliche Voraussetzungen

Ein Kind braucht Raum – im wörtlichen und übertragenen Sinne. Dein Zuhause sollte daher:

  • einen sicheren, an das Alter und den Entwicklungsstand angepassten Wohnraum bieten (inkl. Grundausstattung) mit ausreichend Platz für ein oder mehrere Kinder
  • mindestens ein eigenes Kinderzimmer als Rückzugsmöglichkeit bieten (möglichst Einzelzimmer, ab ca. 8 m²)
  • bei Bedarf angepasst oder durch Umzug geschaffen werden können

Du bist unsicher, ob du die Voraussetzungen erfüllst?

Sprich mit uns! Wir beraten dich ehrlich, individuell und unverbindlich.

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🔗 Wie wird man Erziehungsfachstelle

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Wie wird man Erziehungs­­fach­­stelle bei der IBL?

Nicht jeder kann und darf eine Erziehungsfachstelle eröffnen und betreiben. Kinder, die in einer Erziehungsfachstelle leben, brauchen vor allem eines: einen sicheren, stabilen Ort, an dem sie ankommen, in Ruhe aufwachsen und sich entwickeln können – ohne ständige Bindungsabbrüche oder negative externe Einflüsse.

Voraussetzungen & Selbsteinschätzung

Bevor du dich bei uns bewirbst, lohnt es sich, dir ein paar wichtige Fragen zu stellen:

  • Ist dein Ledensmodell bereit, ein fremdes Kind aufzunehmen? Ziehen wirklich alle mit?
  • Ist dein eigenes Beziehungssystem stabil genug, um diese Verantwortung gemeinsam zu tragen?
  • Hast du ein unterstützendes soziales Netz (z. B. Eltern, Verwandte, Freunde)?
  • Wie konkret und aus welcher Motivation heraus ist der Wunsch der Aufnahme eines zu betreuenden Kindes entstanden?
  • Möchtest du diese Aufgabe als Beruf auf Dauer ausüben – mit allem, was dazugehört?
  • Ist dir bewusst, dass Beziehungen über die offizielle Jugendhilfemaßnahme hinaus weitergehen können?
  • Hast du ausreichend Raum und zeitliche Kapazitäten oder müsste sich daran noch etwas ändern?

Wenn du viele dieser Fragen mit einem überzeugten „Ja“ beantworten kannst, freuen wir uns, dich kennenzulernen.

Der Weg zur Erziehungsfachstelle – Schritt für Schritt

1. Erstes Interesse

Du informierst dich über unsere Homepage oder über Bekannte, ob du grundsätzlich die Voraussetzungen erfüllst.

2. Bewerbung

Du meldest dich per E-Mail an info@jh-ibl.de oder über unser Bewerbungsformular. Anschließend vereinbaren wir ein erstes Kennenlerngespräch (ca. 30 Minuten, telefonisch oder per Video).

3. Unterlagen einreichen

Du sendest uns per E-Mail:

  • Tabellarischen Lebenslauf
  • Abschlusszeugnis deiner pädagogischen Ausbildung
  • Auflistung deiner Kernfamilie (auch als Alleinerziehende kannst du Erziehungsfachstelle werden)
  • Ein kurzes Motivationsschreiben: „Warum möchte ich Erziehungsfachstelle werden?“
4. Sichtung & Prüfung

Unser Team (pädagogische und wirtschaftliche Leitung) prüft, ob die persönlichen und fachlichen Voraussetzungen erfüllt sind.

Wichtig: Auch wir entscheiden sorgfältig im Sinne des Kindes.

5. Hausbesuch & Vorstellungsgespräch

Wir besuchen dich (ca. 60–90 Minuten):

  • Du stellst uns deine Familie und dein Umfeld vor
  • Wir stellen dir u.a. unser pädagogisches Konzept, Verdienstmöglichkeiten, Vertretungsregelungen sowie das Projekt „Bezugsgroßeltern“ vor
  • Wir prüfen gemeinsam, ob dein Wohnraum geeignet ist. Sollte dies nicht gegeben sein, könntest du dir vorstellen umzuziehen?
  • Wir sprechen über deine Vorstellungen hinsichtlich Alter, Geschlecht, Anzahl und Problemlage der aufzunehmenden Kinder/ des Kindes

Auch eigene Kinder, Lebenspartner/ -innen oder andere Bezugspersonen dürfen und sollen Fragen stellen.

6. Prüfung

Beide Seiten entscheiden getrennt voneinander, ob sie zusammenarbeiten wollen. Oder musst du vielleicht erst noch umziehen? Wenn ja, beraten wir dich gern zu den Mindestanforderungen oder du informierst dich direkt bei deinem Landesjugendamt/ Ministerium.

7. Gemeinsame Konzeptentwicklung

Wenn beide Seiten „Ja“ sagen, entwickeln wir gemeinsam eine individuelle Konzeption deiner Erziehungsfachstelle.

Wir brauchen dazu u. a.:

  • Angaben zur Umgebung (z.B. Gemeindegröße, Kitas, Schulen, Ärzte und Therapeuten im Umfeld)
  • Mögliche Haustiere
  • Nachweise über deine Qualifikationen und ggf. Zusatzqualifikationen
  • Grundriss deines Wohnraums
  • Führungszeugnisse aller an der Betreuung beteiligten Personen
8. Betriebsantrag beim Landesjugendamt

Wir übernehmen die Antragstellung auf Betriebserlaubnis – mit vollständigem Konzept, Stellenplan und allen Unterlagen.

In der Regel wird vom Landesjugendamt noch eine Stellungnahme vom Gesundheitsamt (Hygiene) und vom Bauamt bzw. Brandschutz angefordert. Das kann per Aktenlage oder per Besichtigung bei dir erfolgen. Anschließend folgt die örtliche Prüfung vom Landesjugendamt in deiner Erziehungsfachstelle. Hier werden i.d.R. alle Räume des Wohnraumes, ggf. die Außenanlagen und die Ausstattung in Augenschein genommen.

9. Erteilung der Betriebserlaubnis

Wenn alles passt – und davon gehen wir aus – erhältst du deine Betriebserlaubnis und bist offiziell Erziehungsfachstelle.

Was passiert dann?

Noch während der Prüfung bereiten wir gemeinsam dein Kurzprofil für unsere Platzmeldungen vor. So können Jugendämter bereits Kontakt aufnehmen. Nach einem begleiteten Kennenlernen kann, wenn alle Seiten einverstanden sind, ein Kind in deine Familie einziehen.

Wichtig:
Kein Kind wird aufgenommen, ohne dass du und deine Familie überzeugt seid, dass es passt.

Unser Anspruch: Nur wer wirklich passt, bleibt.

Wir sehen den Bewerbungsprozess nicht als Auswahlverfahren, sondern als gemeinsame Entscheidungsfindung.

  • Wir handeln transparent, wertschätzend und auf Augenhöhe
  • Beide Seiten können den Prozess jederzeit beenden
  • Qualität ist uns wichtiger als Schnelligkeit

Denn ein Kind soll nicht einfach aufgenommen werden, es soll bleiben dürfen.

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